Interview mit den Master Pieces

Sechs Leute und fünf Stühle

Personen: Martha Starke: Gestalterin von »morgen.« (1/3 »Foyer der Zukunft«), Beathe Kapfenberger: Gestalterin von »morgen.« (1/3 »Foyer der Zukunft«), Stephan Kurz: Gestalter von »morgen.« (1/3 »Foyer der Zukunft«), Kris Lüdemann: Interaktion Designer (1⁄2 »Manege«), Dominik Krebs: Interaktion Designer (1⁄2 »Manege«), Robin Hinsch: Fotograf, Gefahrensucher

Die Szene spielt in Hamburg, Finkenau, Raum FN4.028. Es ist Mittwoch Nachmittag, kurz vor dem Vortrag. Als einmalige Besonderheit in der Stilvorlagenreihe werden die sechs Studierenden angekündigt. Nun sitzen sie uns gegenüber. Ein Stuhl fehlt.

Was ist spannend am Masterstudium?

Stephan: Das Spannendste für uns ist der Austausch mit neuen Leuten, die aus einem anderen Kontext kommen, mit andere Meinungen und Ansichten. Außerdem wird man aus der Komfort-Zone herausgerissen und muss sich neuen Herausforderungen stellen.

Ist der Master eine Konkretisierung eures bisherigen Studiums?

Stephan: Das dachte ich, aber es haben sich Perspektiven
Beate: Die Pläne: Wir haben uns auf Neues eingelassen.

Robin, wie war es bei dir? Hast du dich im Master spezialisiert?

Robin: Das Bachelorstudium war doch sehr vorgefertigt. Im Master kann man sich eher darauf konzentrieren, welche Projekte man am besten vorantreiben will. In meinem Fall ist es so, dass ich mir unterstützende Kurse für die eigenen Projektideen aussuchen konnte. Beispielsweise durch Gastdozenten wie Ingo Taubhorn, Enver Hirsch und Maziar Moradi.

Welche waren das?

Robin: Bei meinen Fotografie-Projekten muss ich häufig über Bildlayouts nachdenken, da konnte ich Kurse zum Thema Layout und Buch sehr gut nutzen. Diese Vielzahl an Kursen habe ich am Department Design schon im Bachelor sehr geschätzt. Daher ist der Master für mich eine Fortführung meiner bisherigen Art zu studieren. Inhaltlich war mir mein Weg zwar nicht immer klar (lacht), aber ich hatte nie den Zustand, dass ich nicht weiter wusste.
Kris: Auch für mich haben sich im Master neuen Felder aufgetan. Beispielsweise im Bereich »Interaction Design«, die ich vertiefen und auf ein neues Level bringen konnte.
Dominik: Da ich auch hier an der Hochschule meinen Bachelor gemacht habe, empfinde ich es als Vorteil, dass man an der Uni die Strukturen und die Professoren schon kennt und dadurch andere Kurse auswählt. Man weiß, mit welchem Professor man besser »kann«. Das empfinde ich persönlich als ganz angenehm, weil die Phase der Orientierung wegfällt. Positiv ist: Es kommen neue Leute dazu. Man hat dann die Chance, sich neu zu finden, Ideen auszutauschen und gemeinsam Projekte zu realisieren.

Was würdet ihr sagen, habt ihr bis jetzt für neue Kompetenzen im Master erworben?

Dominik: Die Schlüsselkompetenz ist vor allem die Sicherheit, zu wissen, was die eigenen Kompetenzen sind.

Was meinst Du damit genau?

Dominik: Nach dem Bachelor weiß man, wo die eigenen Stärken liegen. Man braucht viel Eigeninitiative, denn von nichts kommt nichts.

Stephan: Es ist eher ein Sammelsurium, das nicht greifbar ist. Wir haben uns in dem Projekt »Foyer der Zukunft« gefunden, ohne vorher genau zu wissen, auf was wir uns einlassen und lernen würden.

Habt ihr einige Ratschläge für angehende Masterstudenten durch die Erfahrung, die ihr in euren Projekten sammeln konntet? Im Bezug auf die Themenwahl, Gruppenzusammensetzung und Organisation?

Beate: Grenzen sind gut, Limitierungen sind gut – Das haben wir in unserem Arbeitsprozess gelernt. Was ist realisierbar, was macht Sinn …
Martha: was passt zusammen …
Stephan: … kanalisieren, bündeln.
Beate: Todo-Listen und Zeitpläne.

Das klingt sehr harmonisch bei euch. War das schon immer so?

Martha: Es ist ein Geben und Nehmen. Manchmal scheitern wir auch zusammen, aber aus Fehlern lernt man ja, bekannterweise.

Robin, deine Themen, wie das Fotografieren in der Ukraine bei Kriegsausbruch 2012, sind doch etwas gefährlicher – was würdest du angehenden Masterstudenten empfehlen?

Robin: ironisch Also, wichtig im Masterstudium ist Gefahr …
— Gelächter —
Robin: … ich glaube es ist gut, kontinuierlich weiterzumachen und sich kleinere Teilziele zu suchen, diese auch zu erfüllen und das übergeordnete Ziel »Master« dabei im Blick zu behalten.

Dominik und Kris, würdet ihr euch anschließen oder seit ihr da ganz anderer Meinung?

Kris: Der Master ist ideal, um seine fachlichen Kompetenzen und vor allem seine Softskills zu erweitern, die man im Berufsleben sowieso immer braucht.

Ein Beispiel?

Kris: Wie arbeitet man im Team, wie geht man miteinander um oder wie präsentiert man richtig.
Dominik: Im Masterstudium muss man sich außerdem nicht davor fürchten, sofort oben am Berg stehen zu müssen. Sondern man fängt immer unten an und arbeitet sich Schritt für Schritt voran.

Und konkret bei eurem Projekt?

Dominik: Am Anfang hatten wir bei »Manege« noch ganz andere Ideen im Kopf. Wir waren aber offen und nach und nach haben wir überlegt, was ist sinnvoll und was können wir realistisch umsetzen.

Gibt es etwas, womit ihr im Laufe eures Studiums nicht gerechnet habt? Wenn ja, was war es und wie seid ihr damit umgegangen?

Robin: Probleme, die nicht direkt zu lösen sind, gehören dazu. Das Gute ist aber, dass man immer Leute kennt, die einem weiterhelfen können. So komme ich dann über Umwege zu einer neuen Lösung, mit der ich meist zufrieden bin! Es gibt einige Designdisziplinen, wo andere einfach besser sind und ich mir Hilfe holen kann.

Und ihr, seid ihr schon mal an den Punkt gekommen, wo ihr das Gefühl hattet, ihr scheitert?

Martha: ehrlich Ziemlich häufig! Durch das Scheitern haben wir Ideen oft nochmals in Frage gestellt.
Beate: Meist waren die Probleme, an denen wir gescheitert sind auch wirklich Gebiete, von denen wir keine Ahnung hatten und dann experimentierten wir einfach weiter.
Stephan: Ab und zu fallen wir in solchen Momenten kurz in ein Loch und leiden dann zu dritt. Aber meistens motivieren wir uns dann gegenseitig wieder.

Kris und Dominik, wie ist das bei euch? Seid ihr mal an diesen Punkt gekommen?

Kris: Also im Masterstudium ständig. Solche Herausforderungen sind bei jedem Projekt dabei. Man muss den Arbeitsprozess einfach laufend selbst überprüfen. Masterprojekte sind intensiver als man es vom Bachelor gewohnt ist. Dementsprechend lernt man auch mehr.
Dominik: Aus meiner Sicht ist eher die Erwartungshaltung von aussenstehenden Personen das Problem. Die sehen meist schon Visionen, die gar nicht realisierbar sind und zwingen uns somit andere Wege auf, die aber einen weiterbringen können.

Gibt es etwas, worauf ihr besonders stolz seid?

Stephan: atmet tief durch Ich glaube, dass wir alle sehr stolz sind. Am Anfang des Masterstudiums hätte ich nie gedacht, dass man soweit kommt. Das zu reflektieren ist eigentlich das schönste Gefühl.
Robin: lacht Dieser gesäuselten Poesie kann ich mich nur anschließen!

Dominik und Kris, was ist die Intention bei eurem Projekt »Manege«?

Dominik: Die Intention war, ein Projekt zu realisieren, welches man selbst vorher nicht für möglich gehalten hätte.

Und wie war das bei euch Inhaltlich?

Dominik: Inhaltlich genau so. Es hat auf einmal alles ganz stimmig ineinander gegriffen, wo wir dann selbst überrascht waren.

Was wollt ihr denn konkret mit »Manege« beim Betrachter auslösen?

Kris: Die Themen, die uns beschäftigt haben, waren Interaktionsgestaltung, besonders digitale Interaktion. Virtuelle Dinge im Internet oder auf einem Bildschirm wollten wir auf eine räumliche Ebene holen. Wir wollten den momentanen technischen Stand aufgreifen und nutzen.

Wie würdet ihr euch euren späteren Arbeitgeber präsentieren? Mit klassischem Portfolio oder einfach mit einer Website?

Kris: Abhängig davon, was der Kunde sehen will, oder was er braucht, um zu sehen, dass ich das, was er machen will, kann.
Dominik: Ich hab ja für mich die Hoffnung, dass man ein schönes Masterprojekt macht und sich mit diesem und der Dokumention bewirbt.

Wie sähen denn eure Traumjobs aus?

— Stille —

… Kein Traum, kein Job?

Martha: Für den Moment sind wir zur dritt.
— Team »Foyer der Zukunft« nickt —
Kris: Ich kann das gar nicht konkret sagen.
Dominik: Viel Geld, weniger Arbeit.
— Lachen —
Dominik: Eine Arbeit, die Spaß macht.

Aber in welcher Richtung sollte sie sein?

Kris: Das, was ich zur Zeit mache.

Und du, Robin?

Robin: Das, was ich im momentan mache – nur besser bezahlt. Vielleicht. Aber letztendlich fotografisch und filmisch arbeiten.

Nun nochmals zusammengefasst: Eure drei Tipps für angehende Masterstudenten?

Robin: Hmm … was sagt man denn so? Was klingt weise?
— Lachen —
Dominik: mutig Kompromisslosigkeit.
Robin: nachdenklich 3 Tipps …

Aufmunternd Jetzt brauchst du nur noch 2!

Robin: inzwischen weise Also … Es wäre gut, wenn man sich eine gewisse Strukturiertheit aneignet. Das kommt aber noch mit der Zeit, habe ich gelernt.
Kris: Sich trauen und keine Angst zu scheitern.
Dominik: Viel Freizeit und Flexibilität.
Kris: Sich auf Projekte einlassen.

Jetzt haben wir schon ganze zehn Tipps. Gibt es noch mehr von Euch, Beate, Martha und Stephan?

Beate: Ganz viel experimentieren, wagen, ausprobieren.
Martha: Vielleicht von dir noch was, Stephan?
Stephan: Hhmm … nicht Pfuschen.
— Alle lachen —
 Stephan: zweiter Anlauf Lieber noch mal machen, sich Zeit nehmen und daran arbeiten.

Vielen Dank euch allen!— Alle klatschen —LICHT AUS. ENDE.